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Akustik-Wissen

Feelgood Management 03

Wissen und Irrtümer der Raumakustik

Ein wichtiges Thema, dass nicht erst seit geraumer Zeit die Arbeitswelt beschäftigt. Und doch bringt es viele Menschen im wahrsten Sinne des Wortes an den Rande des Wahnsinns. Insbesondere der nachhaltig anhaltende Trend des Großraumbüros (auch open space genannt) hat das Thema Raumakustik und dessen zu meist schlechte Konsequenzen von Schall und Lärm im Arbeitsumfeld für viele Menschen in den Mittelpunkt gerückt.

 
Raumakustik Kopfhörer

Stress durch Lärm ist leider zur Tagesordnung für viele Menschen geworden.

Schon Dr. Robert Koch (link zu Wikipedia) prognostizierte bereits im 19. Jahrundert: „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso bekämpfen müssen, wie Pest und Cholera.“ Und er hat (leider) Recht behalten. Denn Lärm, wie es allgemein heißt, begegnet uns überall im Leben und ist zu Recht zu einer Belastung geworden: Straßenlärm, verursacht durch laute Autos, Lärmende, überfüllte Einkaufsmeilen und Shoppingsmals, Flächenverdichtungen in Großstädten, Infrastruktur wie LKW und Bahn und zu Letzt dann auch noch der Lärm am Arbeitsplatz.
 
Überall begleitet er uns und lässt uns nicht mehr los, es fehlt die notwendige Entspannung. Und insbesondere im Büro geht es ja auch überwiegend um eigens und durch Kollegen, Teammitglieder verursachten Schall: Die Stimme! Während hingegen unsere technischen Ausstattungen immer besser (=leiser) werden, wird unser Verständigungsorgan mehr und mehr zum Problem. Denn der Spagat zwischen Kommunikation und Konzentration ist gewaltig und erschwert vielen den Arbeitsalltag. Stress durch Lärm ist leider zur Tagesordnung für viele Menschen geworden.

Warum ist Lärm störend?

Unser Gehör, genau wie unsere 4 weiteren Sinnesorgane, ist darauf ausgelegt uns vor Gefahren zu beschützen. That´s it: Es dient zu unserem Selbstschutz; damit wir überleben. Hören wir ein plötzlich lautes Geräusch (bspw. einen lauten Knall), reagieren wird kurz körperlich mit einem zusammenzucken und „in Deckung gehen“. Die Aktion (Knall) führt zu einer Reaktion (Deckung), rein zu unserem Selbstschutz.
 
Unser Gehör erfüllt aber noch eine ganz andere wichtige Funktion: In Zusammenarbeit mit unserem Gehirn, werden die über den Gehörgang aufgenommen Informationen (durch Schallwellen) im Gehirn aufgenommen und bewertet:
 
Ist die eintreffende Information für mich (überlebens)wichtig? Dem Ergebnis entsprechend, reagiert auch hier der Körper wieder durch entsprechende Maßnahmen. Beispielsweise aktiviert er kurzfristig den Sympathikus (ein Teil des Hormonsystems) der für den Fluchtmodus bzw. Gefahrenmodus sorgt:
Adrenalin wird ausgeschüttet, alle notwendigen Schritte für eine Flucht werden eingeleitet; der Körper erzeugt Stress! Stress um zu überleben. Nimmt Stress überhand, folgen Erkrankungen – ob wir wollen oder nicht!
Telefonbox Q1

Sprache hat Konsequenzen – der irrelevante Spracheffekt

Du bist skeptisch? Dann pass auf und probiere es bitte selbst einmal und lies nachfolgenden Satz laut vor:

Denke jetzt bitte nicht an einen blauen Elefanten!

Welches Bild hattest du vor deinem geistigen Auge, als du den vorherigen Satz laut gelesen hast? Siehst du, genauso verhält es sich mit der Sprache. Sprache erzeugt Bilder in unserem Kopf – ob wir wollen oder nicht! Und unser Gehirn ist permanent damit beschäftigt herauszufinden, ob die eintreffenden Sprachinformationen für uns relevant sind oder nicht. Eine permanente Auswertung, eine Höchstleistung unseres Gehirns. Fluch und Segen in einem.

Zurück ins Büro. Teilen Sie mehre Menschen einen Raum tritt in der Regel mindestens ein Problem auf. Je nach Beschaffenheit der Räume können diese als zu laut empfunden werden. Dies hängt – achtunge jetzt wird es technisch – zunehmend mit der physikalischen Kenngröße „Nachhallzeit“ welche in Sekunden angegeben wird in enger Verbindung. In der Raumakustik spricht man von ‚Konditionierung‘ der Räume, das bedeutet, in wie weit die Nachhallzeit an den Zweck des Raums angepasst ist.

Dafür gibt es sogar eine DIN-Norm, nämlich die DIN 18041 welche die s.g. Hörsamkeit von Räumen der unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten vorgibt und als gute Orientierung dient. So hat zum Beispiel ein Klassenzimmer/Besprechungsraum eine andere Anforderung an die Nachhallzeit, als ein (Großraum)Büro. Je „halliger“ (Echo!) wir einen Raum wahrnehmen, desto höher (schlechter) ist seine Nachhallzeit. Dies wird klar wenn wir an ein komplett leeres Zimmer denken. Je niedriger (Besser) hingegen die Nachhallzeit ist, desto ‚ruhiger‘ wird der Raum wahr-genommen. Denke beispielsweise an ein Tonstudio.

Eine weitere wichtige Kenngröße ist der Speech Transmission Index, kurz STI genannt, und lässt sich mit „Satz- und Wortverständlichkeit“ übersetzen. Er sagt vereinfacht gesagt aus, wie gut die Verständlichkeit der Sprache in einem Raum gegeben ist und hängt eng mit der Nachhallzeit zusammen. Will man also ‚gut Verstanden‘ werden, sollte dies in erster Linie in Besprechungsräumen (Meetingraum, Klassenzimmer, Konzertsaal etc.) umgesetzt werden.

In einem Großraumbüro mit mehreren Mitarbeitern hingegen ist dies alleine jedoch stark kontraproduktiv, da uns diese „klare, verständliche Sprache“ stark ablenkt, denn wir prüfen stets unbewusst, ob diese Information für uns relevant ist und haben im schlimmsten Fall sogar Bilder dazu im Kopf und empfinden dies letztlich als sehr störend. Wir müssen uns zunehmend konzentrieren um aktiv weghören. Somit bleibt festzuhalten, dass eine optimale Nachhallzeit zwei Seiten der Medaille hat bzw. es in manchen Räumen nicht ausreichend, nur diesen Parameter zu beachten.

Unternehmen sind in der Pflicht für eine angemessene und spezifische Akustiklösung zu sorgen.

Wer sich so ausrichtet, wird sein Unternehmen voran bringen. Es ist kein Geheimnis, dass die Leistungsfähigkeit von uns zum Großteil von unserem Umfeld abhängt. Neben den Menschen, mit denen wir leben und arbeiten, spielt auch das räumliche Umfeld, also der Raum in dem wir wirken, eine signifikante Rolle. Oder wachsen auf dem Sand in der Wüste Blumen? Da kann unendlich viel Wasser gegossen werden, Blumen wachsen dennoch nicht…

Wer sich seiner Verantwortung stellt, seiner Haltung bewusst wird und sein Handeln konsequent danach ausrichtet wird als Gewinner hervorgehen. Doch fangen wir mal bei den vermeintlich kleinen Dingen an. Sie werden auf die Menschen, Ihre Mitarbeiter und Kollegen in Ihrem Umfeld eine große Wirkung haben. Sie werden zufriedene und produktive Mitarbeiter haben und neue gewinnen, deren Loyalität entsprechend Partner und Kunden automatisch folgen werden.

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