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Sarah Hoffmann, Geschäftsführerin eines wachsenden IT-Unternehmens mit 45 Mitarbeitern, plant den Umzug in neue Räumlichkeiten. Die bisherigen Einzelbüros wirken zunehmend wie Silos, sodass der spontane Austausch zwischen den Teams fehlt. Und auch Innovationen entstehen langsamer als erhofft. Ein Open-Space-Büro könnte die Lösung sein. Doch gleichzeitig bestehen Bedenken: Lärm, fehlende Privatsphäre und sinkende Konzentration.
Wie so viele Entscheider steht sie vor der Frage: Ist das offene Raumkonzept der richtige Weg?
Das Wichtigste in Kürze
- Open-Space-Büros bieten offene Arbeitsbereiche ohne feste Wände, die Kommunikation, Effizienz und Zusammenarbeit fördern sollen.
- Studien zeigen gemischte Ergebnisse. Während die physische Face-to-Face-Kommunikation sinken kann, steigt durch eine durchdachte Gestaltung der Arbeitsbereiche oft die wahrgenommene Teamzugehörigkeit.
- Entscheidend für den Erfolg sind Rückzugszonen, Akustiklösungen sowie die Einbindung der Mitarbeiter in die Planung.
- Moderne Multi-Space-Konzepte verbinden offene Arbeitsplätze mit flexiblen Bereichen für konzentriertes Arbeiten, Meetings und Erholung.
Was ist ein Open-Space-Büro?
Ein Open-Space-Büro ist eine moderne Form des Großraumbüros. Statt geschlossener Einzelbüros arbeiten Mitarbeiter auf einer gemeinsamen, offenen Fläche. Auf feste Trennwände wird bewusst verzichtet. Die Arbeitsplätze sind räumlich oft flexibel gestaltet, sodass Teams je nach Projektanforderung zusammenkommen können.
Das klassische Großraumbüro der 1970er Jahre war durch monotone Schreibtischreihen geprägt. Im Gegensatz dazu setzen moderne Open-Space-Konzepte auf Zonierung und Vielfalt.
Das Multi Space Büro, auch Multifunktionsbüro genannt, geht noch einen Schritt weiter: Es kombiniert offene Arbeitsbereiche mit unterschiedlichen Zonen für konzentriertes Arbeiten, informelle Meetings, kreative Sessions und Entspannung.
Die Philosophie dahinter: Räume sollen nicht mehr nach Hierarchien, sondern nach Tätigkeiten gestaltet werden. Ein Marketing-Mitarbeiter, der morgens ein kreatives Konzept entwickelt, benötigt andere räumliche Bedingungen als nachmittags bei der Budgetplanung. Ein hohes Maß an Effizienz entsteht durch die richtige Aufteilung der verschiedenen Arbeitsbereiche.
Vor- und Nachteile eines Open-Space-Büros
Die Vorteile: Was für Open-Space spricht
- Gesteigerte Kommunikation und Sichtbarkeit: Offene Arbeitsräume senken die Hemmschwelle für spontane Gespräche und fördern so die Teamarbeit zwischen Kollegen aus allen Abteilungen. Fragen können zudem schnell geklärt werden. Auch Führungskräfte sind sichtbarer und näher am Team, sodass eine flachere Hierarchie spürbar wird.
- Flexibilität und Kosteneffizienz: Open-Space-Lösungen nutzen die verfügbare Fläche optimal aus. Sie können mehr Arbeitsplätze auf weniger Quadratmetern unterbringen und Räume bei Wachstum oder Umstrukturierungen flexibel anpassen. Besonders bei Desk-Sharing-Modellen reduzieren sich die Flächenkosten pro Mitarbeiter durch die gemeinsame Nutzung.
- Förderung der Unternehmenskultur: Wenn alle im selben Raum arbeiten, entsteht ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Neue Mitarbeiter integrieren sich schneller, da sie die Teamdynamik unmittelbar erleben. Die räumliche Offenheit kann daher eine Kultur der Transparenz und Zusammenarbeit stärken.
Die Nachteile: Wo Open-Space an Grenzen stößt
- Lärm und fehlende Privatsphäre: Der häufigste Kritikpunkt: der permanente Geräuschpegel. Telefonate, Tastaturgeklapper und Gespräche am Nachbartisch können die Konzentration und Produktivität beeinträchtigen.
Aber auch die Privatsphäre kann leiden: Vertrauliche Gespräche mit Vorgesetzten, persönliche Telefonate oder das konzentrierte Durcharbeiten sensibler Dokumente können im Open-Space zur Herausforderung werden. Eine Studie hat bestätigt, dass beide Faktoren in Großraumbüros zur Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz beitragen. - Gesundheitliche Aspekte: Die Forschungslage zu den gesundheitlichen Auswirkungen offener Büros ist uneinheitlich. Eine schwedische Studie fand zwar in Flex-Offices und mittelgroßen Open-Space-Büros eine leichte Tendenz zu höheren Krankheitsausfällen, insgesamt jedoch keinen klaren Zusammenhang zwischen Büroform und Fehlzeiten. Eine dänische Untersuchung kam dagegen zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Fehltage mit der Anzahl der Personen im Raum deutlich zunimmt – in Großraumbüros lagen sie im Schnitt rund 60 Prozent höher.
- Mehr persönliche Kommunikation? Die Ergebnisse aus der Arbeitswelt überraschen: Eine Studie der Harvard Business School von 2018 kam zu einem überraschenden Ergebnis: Nach dem Wechsel zum Open-Space-Office sank die direkte Face-to-Face-Kommunikation um etwa 70 Prozent, während die digitale Kommunikation deutlich zunahm.
Tipps für die optimale Gestaltung eines offenen Büros
1. So kann der Lärmpegel effektiv reduziert werden
- Akustische Grundlagen schaffen: Investieren Sie in professionelle Akustiklösungen, um die Geräuschkulisse zu minimieren: Schallabsorbierende Deckensegel, Akustikpanele an den Wänden und Teppichböden statt Laminat reduzieren Schall und Nachhallzeit erheblich. Mobile Trennelemente zwischen Arbeitsplätzen dämpfen Geräusche, ohne die Offenheit zu zerstören.
- Verhaltensregeln etablieren: Führen Sie eine Büro-Etikette ein: Telefonate können in separate Telefonboxen verschoben werden, Meetings in geschlossene Räume. Rücksichtnahme bei Gesprächen am Arbeitsplatz sollte selbstverständlich werden. Diese Regeln funktionieren, wenn sie von allen getragen werden – inklusive der Führungsebene.
- Technologie als Helfer: Sound-Masking-Systeme erzeugen ein dezentes Hintergrundrauschen, das störende Geräusche überdeckt, ohne selbst als Lärm wahrgenommen zu werden. Und digitale Buchungssysteme für Ruhezonen verhindern, dass Mitarbeiter erfolglos nach einem freien Rückzugsort suchen.
2. Diese Lösungen gibt es zur Wahrung der Privatsphäre
- Rückzugsräume als Pflicht, nicht als Luxus: Planen Sie verschiedene Arten von geschlossenen Räumen fest ein: Fokusräume, Meetingräume für vertrauliche Gespräche und Raum-in-Raum-Lösungen für Telefonate.
- Visuelle Privatsphäre durch clevere Gestaltung: Hohe Raumteiler, Pflanzen und Regale schaffen visuelle Barrieren, ohne Wände zu bauen. Arbeitsplätze sollten so angeordnet sein, dass nicht alle Mitarbeiter permanent im Blickfeld anderer sitzen.
3. Durchdachte Raumaufteilung für verschiedene Bedürfnisse
- Zonierung nach Aktivitäten: Teilen Sie Ihr Büro in verschiedene Zonen. Zum Beispiel:
- Aktivzone für Zusammenarbeit und Austausch
- Fokuszone für Konzentration und Produktivität mit Abstand zwischen den Arbeitsplätzen
- Regenerationszone mit Lounge-Möbeln
- Kommunikationszone mit Stehtischen für informelle Meetings
- Infrastruktur durchdenken: Planen Sie ausreichend Stauraum ein. Persönliche Schließfächer kompensieren das Fehlen des eigenen Schreibtischs. Eine zentrale, einladend gestaltete Küche wird zum sozialen Treffpunkt. Bürogeräte wie Drucker und Kopierer sollten in separaten Räumen stehen, um Lärm zu vermeiden.
- Technische Ausstattung: Höhenverstellbare Schreibtische, ergonomische Stühle und eine überlegte Beleuchtung für augenschonende Lichtverhältnisse schaffen Arbeitsbereiche, an denen Mitarbeiter konzentriert arbeiten können. Investieren Sie außerdem in ausreichend Stromanschlüsse und moderne Videokonferenztechnik für hybride Teams.
4. Mitarbeiter von Anfang an einbinden
Entscheider planen ein Open-Space-Büro oft am Tisch, ohne die Mitarbeiter zu Bedürfnissen und tatsächlicher Raumnutzung zu befragen. Das Ergebnis kann eine geringe Akzeptanz gegenüber dem Konzept des Open-Space-Büro sein.
- Workshops und Befragungen: Finden Sie heraus, wie Ihre Teams tatsächlich arbeiten. Wie erfolgt die Nutzung der zur Verfügung stehenden Arbeitsflächen? Welche Tätigkeiten nehmen wie viel Zeit ein? Was wünschen sich die Mitarbeiter?
- Pilotphasen nutzen: Wenn möglich, testen Sie das Konzept zunächst mit einem Team oder in einem Bereich. Sammeln Sie Feedback und optimieren Sie, bevor Sie flächendeckend umstellen.
- Change Management nicht unterschätzen: Der Wechsel von einem eigenen Büro zu Open-Space ist eine kulturelle Veränderung. Kommunizieren Sie transparent über die Gründe, begleiten Sie den Prozess und bleiben Sie offen für Anpassungen.
Mit diesen Maßnahmen kann ein Arbeitsklima entstehen, in dem Teamarbeit, Konzentration und Wohlbefinden gleichermaßen möglich sind. Der offene Raum wird zu einem Ort, an dem Ihre Mitarbeiter effizient und gerne arbeiten.
Für welche Unternehmen eignet sich das Open-Space-Konzept?
Ein modernes Open-Space-Büro ist kein Universalrezept. Es passt jedoch zu bestimmten Arbeitsweisen und Unternehmenskulturen besonders gut:
- Kreativ- und Kommunikationsberufe: Werbeagenturen, Designstudios, PR-Agenturen und Medienunternehmen profitieren oft von offenen Strukturen. Hier steht der kreative Austausch im Vordergrund, Projekte werden im Team entwickelt, und spontane Brainstormings sind erwünscht.
- Agile und projektbasierte Organisationen: Unternehmen, die nach agilen Methoden wie Scrum arbeiten, schätzen die Flexibilität von Open-Space-Konzepten. Teams können sich je nach Sprint-Phase neu organisieren, und die räumliche Nähe unterstützt die intensive Zusammenarbeit.
- Junge, wachsende Start-ups: In der Gründungsphase, wenn Teams klein sind und schnelles Wachstum bevorsteht, bieten offene Büros Flexibilität und Kosteneffizienz. Die informelle Arbeitsatmosphäre spiegelt häufigdie Unternehmenskultur wider.
Weniger geeignet: Tätigkeiten mit hohem Konzentrationsbedarf
Softwareentwicklung, Rechtsberatung oder wissenschaftliche Arbeit erfordern lange Phasen ungestörter Konzentration. Hier kann ein reines Open-Space-Modell kontraproduktiv sein. Auch Branchen mit strengen Datenschutzanforderungen wie Banken oder Versicherungen benötigen geschlossene Bereiche für vertrauliche Gespräche.
Die entscheidende Frage bei einer Entscheidung über ein Open-Space-Office lautet also nicht „Ja oder Nein?“, sondern vielmehr „Wie viel Offenheit braucht unsere Arbeitsweise?“
LBP: Ihr Partner für durchdachte Bürokonzepte
Die Entscheidung für ein Bürokonzept ist komplex – und die Umsetzung noch anspruchsvoller. Bei LBP verbinden wir über 30 Jahre Erfahrung in der Büroplanung mit einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse moderner Arbeitswelten. Mehr als 500 realisierte Projekte und mehrfache Zertifizierungen bestätigen unsere Expertise.
Wir analysieren Ihre individuellen Anforderungen, entwickeln Konzepte, die zur Kultur Ihres Unternehmens passen, und begleiten Sie von der ersten Idee bis zur fertigen Umsetzung. Ob klassisches Open-Space-Büro, flexibles Multi Space Office oder eine Hybridlösung: Wir finden die richtige Balance zwischen Offenheit und Rückzug, zwischen Kommunikation und Konzentration.
Möchten Sie herausfinden, ob ein offenes Bürokonzept zu Ihrem Unternehmen passt?
Nehmen Sie unverbindlich Kontakt mit uns auf. Gemeinsam entwickeln wir eine Lösung, die Ihre Mitarbeiter begeistert und Ihre Unternehmensziele voranbringt.
Häufige Fragen zum Open-Space-Office
Was bedeutet Open-Space-Büros?
Ein Open-Space-Büro bezeichnet eine Arbeitsumgebung ohne feste Trennwände, in der Mitarbeiter gemeinsam in einem offenen Raum arbeiten. Anders als beim klassischen Großraumbüro sind moderne Open-Space-Konzepte durch verschiedene Arbeitszonen, flexible Möblierung und bewusste Gestaltungselemente gekennzeichnet. Ziel ist die Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit bei gleichzeitiger Berücksichtigung unterschiedlicher Arbeitsbedürfnisse.
Welche Nachteile hat ein Open-Space-Büro?
Die Hauptnachteile sind der Lärmpegel und Konzentrationsprobleme durch die ständige Geräuschkulisse und Unterbrechungen. Mitarbeiter beklagen fehlende Privatsphäre für vertrauliche Gespräche. Die direkte Face-to-Face-Kommunikation kann paradoxerweise sinken, da Mitarbeiter auf E-Mails ausweichen, um nicht zu stören. Die Nachteile erfordern eine professionelle Planung und Akustikmaßnahmen. Dann werden die Vorteile verstärkt.
Sind Open-Space-Büros besser als Einzelbüros?
Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt von der Tätigkeit, Unternehmenskultur und konkreten Umsetzung ab. Für kreative, projektbasierte Teams mit viel Austauschbedarf kann Open-Space ideal sein. Für Tätigkeiten mit hohem Konzentrationsbedarf oder Vertraulichkeitsanforderungen sind Einzelbüros oft geeigneter. Moderne Multi Space Büros bieten das Beste aus beiden Welten.
Welche Unternehmen verwenden Open-Space-Büros?
Bekannte Unternehmen wie Google und Microsoft nutzen erfolgreich Open-Space-Büros. Die Tech-Giganten setzen auf offene Raumkonzepte, um Zusammenarbeit, Innovation und Kommunikation zwischen ihren Teams zu fördern. Das Modell Open-Office hat sich bei ihnen als produktiv und kulturprägend etabliert.
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Sebastian Lech ist passionierter Unternehmer und leidenschaftlicher New Workplace Experte. Individuelle und ansprechende Lösungen für Mensch und Raum zu schaffen ist seine Leidenschaft. Seine Neugierde, Kreativität und Lösungsorientierung sind sein Antrieb und helfen maßgeblich bei der Umsetzung der Projekte. Neben „Hardfacts“ wie bspw. Raumakustik, Lichtkonzeptionen und Desingkonzepten spielen „Softfacts“ wie Unternehmenskultur und die Change- und Transformationsthematik eine entscheidende Rolle in der Schaffung neuer Arbeitswelten.