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Generation Z und Arbeitsmoral

Die Generation Z betritt die Arbeitswelt und bringt ihre eigene Arbeitsmoral mit, die ein tiefes Bedürfnis nach Sinn, Flexibilität und Stabilität vereint. Dabei steht die Herausforderung im Vordergrund, Individualität mit Gemeinschaftsverantwortung zu verbinden. Eine Keynote von Sebastian Lech.

Die Arbeitswelt im Wandel der Generationen

Die charismatische Generation Z (GenZ), oder wie ich oft scherzhaft sage, die Warum-Frager, ist die Generation, die aktuell in den Arbeitsmarkt eintritt. Seit dem Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland haben uns verschiedene Generationen begleitet; sie haben das Land, unsere Arbeits- und Lebensweisen über lange Perioden hinweg geprägt. 

Am Anfang stand die sogenannte Babyboomer-Generation. Es waren diese Menschen, die das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut haben. Ihre Devise lautete „Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit”. Mein Vater pflegte zu sagen: „Das Leben ist Arbeit, eine Ehe ist Arbeit, und Arbeit ist Arbeit.“ Diese Generation ist tief geprägt von den Kriegszeiten und dem darauffolgenden Mangel. Es herrschte Knappheit in vielen Lebensbereichen, weit entfernt von dem Überfluss, den wir heute erleben.

Von Babyboomern bis zur Generation Z: Ein Wandel der Arbeitskultur

Mit der Zeit erfolgte ein Generationenwechsel. Die Babyboomer gaben den Staffelstab an die Generation X weiter. Obwohl sie die Bedeutung von Arbeit erkannten, war für sie Arbeit nicht das Einzige im Leben. Erstmals rückte das Konzept der Work-Life-Balance in den Fokus. Für die Generation X ist Arbeit zweifellos essenziell, da sie so erzogen wurden. Dennoch haben sie erkannt, dass es neben der Arbeit auch andere wichtige Aspekte wie Familie und Freizeit gibt. Im Zusammenhang mit dem idealen Arbeitsplatz stellten sich dieser Generation Fragen wie: Wie sollte die Arbeitsumgebung aussehen? Wie sollte die Arbeitszeit gestaltet sein, sodass man genügend Zeit und Raum für andere Dinge, wie zum Beispiel Freizeit mit Kollegen, hat?

Die Generation Y – oft auch Millennials genannt – stellt danach eine Art Zwischengeneration dar, die bereits intensiv mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Arbeit ist ihnen wichtig, aber sie glorifizieren sie nicht. Ihr Umgang mit Digitalisierung, Automatisierung und den damit verbundenen Arbeitsweisen ist deutlich flüssiger und vertrauter. In jüngster Zeit ist die Generation Z in den Arbeitsmarkt eingestiegen. Während die Ära der Babyboomer und GenXer allmählich verblasst, geht die Generation Z nun arbeiten.

Was ist der Generation Z am Arbeitsplatz wichtig?

Ein bemerkenswertes Merkmal der Generation Z ist ihre ständige Frage nach dem „Warum“. Sie sind wissbegierig und suchen nach der tieferen Bedeutung und Sinnhaftigkeit in dem, was sie tun. 

Ein Beispiel: „Könntest du mir einen Stift geben?“ 

„Warum?“ 
„Ich möchte etwas aufschreiben”
„Was denn?“ 
„Eine Einkaufsliste.“ 
„Warum?“ 

Geht es um Generation Z und Arbeitsmoral, ist festzuhalten, dass diese Generation den Sinn in ihrer Arbeit sehen und verfolgen möchte. Das steht durchaus im Einklang mit Frithjof Bergmanns New Work-Theorie. Oft werden die Werte der Generation Z jedoch kritisiert, insbesondere wenn es um die Gehaltsvorstellungen geht. Beim GenZ-Recruiting  direkt nach Abschluss des Studiums werden deren Gehaltswünsche von vielen Arbeitgebern als unrealistisch angesehen; den jungen Arbeitnehmern der Generation Z wird vorgeworfen, zu hohe Erwartungen angesichts fehlender praktischer Erfahrung zu haben. Das ist ein Aspekt der Generation Z-Arbeitswelt, den Kritiker oft hervorheben.

Ich erinnere mich an einen humorvollen Artikel zum Thema Generation Z und Arbeitsmoral, den ich einmal geschrieben habe. Der Tenor dieses Beitrags war: „Morgen um 17:00 Uhr ist ein Meeting mit dem Chef.” „Geht nicht, ich bin beim Yoga.“ Hier wird die Work-Life-Balance-Einstellung von Generation Z-Angehörigen widergespiegelt, die großen Wert auf persönliche Selbstentwicklung legen. Dazu passend las ich einen aufschlussreichen Artikel über die Werte der Generation Z, in dem es darum ging, dass diese Generation durch die sogenannte „Perma Crisis“ stark geprägt ist. Sie erleben seit frühester Kindheit mit, wie die Welt quasi von einer Krise in die nächste stolpert.

Generation Z und Arbeitsmoral: Ein Balanceakt zwischen Sinnhaftigkeit und Verlässlichkeit

Die nachkommende Generation Alpha, die ja längst nicht auf dem Arbeitsmarkt ist, wird wahrscheinlich noch stärker von diesen Umbrüchen betroffen sein als die Generation Z. Ihre Arbeitsmoral wird einst von den Auswirkungen der Krisen geprägt sein, die sie jetzt erleben, sei es in Schulen oder im Umgang mit Freunden. In diesem Kontext ist die Generation Z bereits mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Alle Generationen leben bereits jetzt in der sogenannten VUCA-Welt, die für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität steht. Jedoch ist die Generation Z, was Arbeit angeht, aufgrund ihrer geringeren Lebens- und Berufserfahrung nicht so resilient gegen diese unsicheren Faktoren und sehnt sich nach Stabilität und Verständnis. Möglicherweise klingt „mangelnde Erfahrung” in diesem Zusammenhang zu negativ. Dennoch ist zu beobachten, dass sich die Generation Z verstärkt nach Stabilität sehnt.

Während diese Altersgruppe einerseits sinngetrieben, also „Purpose-driven„, ist, legt sie auch großen Wert auf Verlässlichkeit. Ironischerweise strebt die Generation Z in der Arbeitswelt das an, was die Boomer als „Nine to Five-Modus“ kannten. Auch die Generation Z fordert einen klaren Arbeitsrahmen, um Sicherheit und Planbarkeit zu gewährleisten. Im Unterschied zu den Babyboomern wünschen sie sich jedoch dazu eine hohe Flexibilität in der Arbeitswelt, um ihr Familienleben, das Leben mit Freunden und ihre persönliche Selbstentwicklung optimal integrieren zu können. Für die Definition von Generation Z Arbeitsmoral ist Flexibilität ein Schlüsselelement.

Kurz gesagt

  • Die Suche nach dem Warum“: Die Generation Z strebt nach Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit.
  • Gehaltsvorstellungen: Sie haben oft hohe Erwartungen an ihre Bezahlung, auch wenn ihnen praktische Erfahrung fehlt.
  • Work-Life-Balance: Sie legen großen Wert auf persönliche Selbstentwicklung und einen ausgewogenen Arbeits- und Lebensstil.
  • Beeinflusst durch die Perma Crisis“: Diese Generation ist geprägt von einer Welt voller Unsicherheiten und Krisen und sehnt sich nach Stabilität.
  • Verlangen nach klarem Arbeitsrahmen: Sie schätzen Verlässlichkeit und Planbarkeit, aber auch Flexibilität, um ihr Familienleben und ihre persönliche Entwicklung zu unterstützen.

Wie erreiche ich die Generation Z als Arbeitgeber?

Für Unternehmen stellt sich  die Frage, wie sie diese Anforderungen der Generation Z in der Arbeitswelt berücksichtigen können. In Firmen mit einer Vielzahl von Mitarbeitern wird man unterschiedliche Generationen mit verschiedenen Einstellungen und Lebenserfahrungen antreffen. Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen, dass nun eine neue Generation in den Vordergrund tritt. Es reicht beim GenZ-Recruiting nicht, nur einmal nach ihrem Warum zu fragen; man muss tiefer gehen, um zu verstehen, was die Generation Z zum Arbeiten antreibt. Das bedeutet, Unternehmen müssen Antworten liefern und vor allem Lösungen bereitstellen. Konzepte zur Büroplanung beschränken sich meiner Meinung nach nicht nur auf physische Räumlichkeiten, sondern spielt sich größtenteils auf der kulturellen Ebene ab, insbesondere im Bereich der Unternehmenskultur.

Verständnis und Anpassung: Wie Unternehmen die Arbeitsmoral der Generation Z integrieren können

Um die Generation Z in den Arbeitsmarkt zu integrieren, ist das Verständnis zwischen den unterschiedlichen Generationen entscheidend. Es geht darum, sich gegenseitig zu verstehen, zu erkennen, warum jede Generation so agiert, wie sie es tut, und dabei den Teamgeist zu fördern. Wir können nicht ignorieren, dass wir die Generation Z dringend in der Arbeitswelt brauchen. Der demographische Wandel, der Fachkräftemangel und die sich verändernde Alterspyramide zeigen, dass wir in der Zukunft immer stärker auf die junge Generation angewiesen sein werden. Sie werden letztlich diejenigen sein, die das Land weiterentwickeln und leiten.

Für Unternehmen bedeutet das: sie müssen sich auf die Arbeitsmoral der Generation Z einlassen. Der Schwerpunkt sollte hierbei, wie bereits erwähnt, auf kulturellen Aspekten liegen. Es geht darum, das passende Arbeitsumfeld zu schaffen, sowohl räumlich als auch organisatorisch und kulturell. Leider wird die Generation Z oft in einem negativen Licht dargestellt. Ich erinnere mich an einen LinkedIn-Artikel über eine junge Frau, die provokant äußerte, dass sie gekündigt hätte, wenn ihr der Urlaub nicht genehmigt worden wäre. Bezieht man dieses Beispiel auf Frithjof Bergmanns drei Säulen der New Work-Theorie  – Freiheit, Selbstständigkeit und Gemeinschaft – so wird deutlich, dass insbesondere der Wunsch nach Freiheit und Selbstständigkeit stark in der Generation Z verankert ist. Freiheit im Sinne von Entscheidungsfreiheit und Handlungsfreiheit.

Generation Z und der New Work-Ansatz: Ein Gleichgewicht zwischen Freiheit, Selbstständigkeit und Gemeinschaft finden

Doch wo ich eine Schwäche sehe, ist bei der dritten Säule: dem Wunsch, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Aussagen wie „Ich würde kündigen, wenn ich keinen Urlaub bekomme,“ oder „Ich kann nicht zum Meeting, ich bin beim Yoga,“ zeigen eine eher individualistische Einstellung. Es scheint, als ob der Gemeinschaftsgedanke in den Hintergrund tritt. Solch eine Haltung kann für Unternehmen problematisch sein, denn Mitarbeiterverluste sind kostspielig und zeitaufwendig. Teams durchlaufen verschiedene Phasen des Zusammenwachsens, und ständige Wechsel können diesen Prozess stören. Das ist eine Herausforderung, bei der die älteren Generationen die Generation Z in der Arbeitsmoral unterstützen sollten, um sicherzustellen, dass nicht nur der Wunsch nach Freiheit im Vordergrund steht, sondern auch die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft im Team.

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